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Eine Messe ist eine zeitlich begrenzte, wiederkehrende Veranstaltung, die primär dem Austausch von Waren, Dienstleistungen und Ideen dient. In der Architektur spielt sie eine zentrale Rolle als Ort der Präsentation innovativer Baukonzepte, Materialien und technischer Lösungen. Die Gestaltung von Messehallen und Ausstellungsflächen erfordert dabei spezifische architektonische Ansätze, die Funktionalität, Flexibilität und Repräsentation vereinen.

Allgemeine Beschreibung

Eine Messe ist eine organisierte Plattform, auf der Unternehmen, Institutionen und Fachbesucher zusammenkommen, um Produkte, Technologien und Dienstleistungen zu präsentieren und zu handeln. Im architektonischen Kontext bezieht sich der Begriff sowohl auf die physische Infrastruktur – wie Messehallen, Pavillons und Freiflächen – als auch auf die räumliche und gestalterische Konzeption dieser Orte. Die Architektur von Messen muss dabei vielfältige Anforderungen erfüllen: Sie soll nicht nur große Besucherzahlen bewältigen, sondern auch eine anpassbare Umgebung für wechselnde Aussteller und Themen bieten.

Messebauten sind oft durch modulaire Konstruktionen geprägt, die eine schnelle Umnutzung und Erweiterung ermöglichen. Typische Merkmale sind große, stützenfreie Hallen mit Spannweiten von bis zu 100 Metern, die durch Stahl- oder Betonkonstruktionen realisiert werden. Die Dacheindeckung erfolgt häufig mit leichten Materialien wie Membranen oder transluzenten Paneelen, um natürliches Licht zu nutzen und den Energieverbrauch zu reduzieren. Zudem spielen logistische Aspekte wie Zufahrtswege, Lagerflächen und technische Infrastruktur (Strom, Wasser, Datenanbindungen) eine entscheidende Rolle.

Historisch betrachtet haben Messen ihren Ursprung in mittelalterlichen Märkten, die sich zu festen Handelsplätzen entwickelten. Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert entstanden erste spezialisierte Messegelände, wie die Leipziger Messe (gegründet 1165, moderne Hallen ab 1895), die als eine der ältesten und bedeutendsten Messen der Welt gilt. Heute sind Messezentren wie die Hannover Messe oder die Messe Frankfurt globale Leitveranstaltungen für Industrie und Architektur, die durch ihre Architektur auch städtebauliche Impulse setzen.

Ein zentrales gestalterisches Element moderner Messearchitektur ist die Balance zwischen Funktionalität und ästhetischer Wirkung. Während frühere Messehallen oft rein utilitaristisch konzipiert waren, setzen zeitgenössische Entwürfe auf ikonische Formen und nachhaltige Bauweisen. Beispiele hierfür sind die Fira de Barcelona (Architekten: Toyo Ito & b720 Fermín Vázquez) oder die Messe Basel (Herzog & de Meuron), die durch ihre organischen Strukturen und energieeffizienten Systeme bestachen. Die Integration von Grünflächen, öffentlichen Plätzen und multifunktionalen Räumen unterstreicht zudem die wachsende Bedeutung von Messen als urbane Knotenpunkte.

Architektonische Anforderungen

Die Planung von Messegebäuden unterliegt strengen technischen und gestalterischen Vorgaben. Zu den zentralen Anforderungen zählen:

Flexibilität und Modularität: Messehallen müssen für unterschiedlichste Veranstaltungen – von Industrieausstellungen bis zu Kulturveranstaltungen – nutzbar sein. Dies erfordert variable Raumteiler, adaptierbare Beleuchtungssysteme und mobile Installationen. Ein Beispiel ist das Messegelände München (ICM), das durch verschiebbare Wände und multifunktionale Flächen besticht.

Tragwerksplanung: Große Spannweiten ohne stützende Elemente erfordern innovative Tragwerkslösungen. Häufig kommen Fachwerkkonstruktionen (z. B. aus Stahl) oder vorgespannte Betonbinder zum Einsatz, um stützenfreie Hallen mit Flächen von über 10.000 Quadratmetern zu realisieren. Die Messe Berlin nutzt beispielsweise eine Kombination aus Stahlbindern und Glasfassaden, um transparente und lichtdurchflutete Räume zu schaffen.

Nachhaltigkeit: Moderne Messen setzen zunehmend auf ökologische Bauweisen, etwa durch Passivhaus-Standards, Photovoltaik-Anlagen oder Regenwassernutzung. Die Messe Stuttgart (Architekten: Lichtblau Architektur) gilt als Vorreiter mit einem Energiekonzept, das 80 % des Strombedarfs durch erneuerbare Quellen deckt (Quelle: Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen, 2021).

Barrierefreiheit und Sicherheit: Messegelände müssen den Anforderungen der DIN 18040 (Barrierefreies Bauen) entsprechen und über klare Fluchtwege, Brandschutzsysteme (z. B. Rauchabzugsanlagen) sowie Notstromaggregate verfügen. Die Koelnmesse integriert beispielsweise taktile Leitsysteme und induktive Höranlagen für Besucher mit Einschränkungen.

Anwendungsbereiche

  • Industrie- und Fachmessen: Präsentation von Maschinen, Technologien und Industriegütern, wie auf der Hannover Messe (weltweit größte Industriemesse) oder der BAU in München (Architektur- und Baumaterialien).
  • Konsumgüter- und Lifestyle-Messen: Ausstellungen für Endverbraucher, z. B. die Internationale Grüne Woche Berlin (Landwirtschaft) oder die Ambiente Frankfurt (Konsumgüter und Design).
  • Kultur- und Kunstmessen: Veranstaltungen wie die Art Basel oder die Frankfurter Buchmesse, die spezielle räumliche Konzepte für die Präsentation von Exponaten erfordern.
  • Städtebauliche Integration: Messegelände entwickeln sich zunehmend zu hybriden Nutzungsräumen, die auch außerhalb von Veranstaltungen als Kongresszentren, Büros oder öffentliche Parks dienen (z. B. Messe Wien mit angrenzendem Stadtpark).

Bekannte Beispiele

  • Fira de Barcelona (Spanien, 2011): Entworfen von Toyo Ito und b720 Fermín Vázquez, besticht der Komplex durch wellenförmige Dächer und eine adaptive Fassade, die natürliche Belüftung ermöglicht. Die Halle 8 gilt mit 120 Metern Spannweite als technisches Meisterwerk.
  • Messe Basel (Schweiz, 2013): Das von Herzog & de Meuron geplante Gebäude kombiniert Beton, Glas und Holz zu einer transparenten, energieeffizienten Struktur. Das Dach ist mit Solarpanels ausgestattet und erzeugt 15 % des Strombedarfs.
  • National Exhibition and Convention Center (Shanghai, China, 2015): Mit 1,47 Millionen Quadratmetern Fläche das größte Messegelände der Welt. Die Architektur (von GMP Architekten) integriert traditionelle chinesische Elemente mit moderner Stahl-Glas-Konstruktion.
  • Messe Stuttgart (Deutschland, 2007): Ein Vorzeigeprojekt für nachhaltiges Bauen mit Geothermie, Wärmepumpen und einer Fassade aus recyceltem Aluminium. Die Halle 1 wurde 2020 mit dem DGNB-Platin-Zertifikat ausgezeichnet.

Risiken und Herausforderungen

  • Hohe Investitions- und Betriebskosten: Der Bau und Unterhalt von Messegeländen erfordert erhebliche finanzielle Mittel, insbesondere bei hochtechnisierten Hallen. Die Amortisation ist oft nur durch langfristige Nutzungsplanung möglich.
  • Flächennutzungskonflikte: Messegelände stehen häufig in Konkurrenz zu Wohnraum oder Gewerbegebieten, besonders in verdichteten Städten. Beispiele sind die Debatten um die Erweiterung der Messe München in Riem.
  • Technologische Obsoleszenz: Schnell wechselnde Anforderungen an Digitalisierung (z. B. 5G-Abdeckung, virtuelle Messen) erfordern regelmäßige Modernisierungen der Infrastruktur.
  • Umweltbelastung: Trotz Nachhaltigkeitsbemühungen verursachen Messen durch Besucherströme, Energieverbrauch und Abfall große CO₂-Emissionen. Die UFI (Global Association of the Exhibition Industry) fordert seit 2020 verbindliche Klimaneutralitätsziele für Mitgliedermessen.
  • Sicherheitsrisiken: Großveranstaltungen bergen Gefahren durch Brand, Terroranschläge oder Gesundheitskrisen (z. B. Pandemien). Die Messe Frankfurt entwickelte während der COVID-19-Pandemie ein hybrides Konzept mit digitalen Zwillingen und kontaktloser Technologie.

Ähnliche Begriffe

  • Ausstellungshalle: Ein speziell für temporäre Präsentationen konzipierter Bau, der oft Teil eines größeren Messegeländes ist. Im Gegensatz zu Messen sind Ausstellungen meist thematisch enger gefasst (z. B. Kunstausstellungen).
  • Kongresszentrum: Fokussiert auf Konferenzen und Tagungen, mit weniger Fläche für Produktpräsentationen, aber höherem Bedarf an Seminar- und Vortragsräumen. Beispiele: ICC Berlin oder CCH Hamburg.
  • Markthalle: Historisch gewachsene Handelsplätze für lokale Waren, oft in innerstädtischer Lage. Moderne Markthallen (z. B. Markthalle Neun in Berlin) kombinieren Handel mit gastronomischen Angeboten.
  • Expo-Gelände: Zeitlich begrenzte Großveranstaltungen wie Weltausstellungen (z. B. Expo 2020 Dubai), die oft spektakuläre, aber nicht dauerhaft genutzte Architektur aufweisen.

Zusammenfassung

Eine Messe ist im architektonischen Kontext ein vielschichtiger Baukörper, der wirtschaftliche, technische und gestalterische Anforderungen vereint. Von mittelalterlichen Handelsplätzen zu hochmodernen Multifunktionskomplexen haben sich Messegelände zu globalen Schauplätzen für Innovation und Austausch entwickelt. Die Architektur dieser Orte muss Flexibilität, Nachhaltigkeit und Sicherheit garantieren, während sie gleichzeitig repräsentative und identitätsstiftende Räume schafft. Herausforderungen wie hohe Kosten, Umweltbelastungen und technologische Anpassungen erfordern kontinuierliche Weiterentwicklungen. Dennoch bleiben Messen unverzichtbare Plattformen für Wirtschaft, Kultur und urbanes Leben – nicht zuletzt wegen ihrer Fähigkeit, Architektur und Funktion in Einklang zu bringen.

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