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Die Verklebung ist ein zentrales Verfahren in Industrie und Handwerk, um Materialien durch Klebstoffe dauerhaft zu verbinden. Sie ersetzt oder ergänzt klassische Fügeverfahren wie Schweißen oder Nieten und bietet Vorteile wie Gewichtseinsparung und Korrosionsbeständigkeit. Die Technik findet Anwendung in Branchen von der Luftfahrt bis zum Möbelbau.
Allgemeine Beschreibung
Verklebung bezeichnet das stoffschlüssige Verbinden von Werkstoffen mithilfe eines Klebstoffs, der durch physikalische oder chemische Prozesse aushärtet. Der Klebstoff dringt in die Mikrostruktur der Oberflächen ein und bildet nach dem Abbinden eine feste Verbindung. Im Gegensatz zu mechanischen Verbindungen (z. B. Schrauben) verteilt die Verklebung Kräfte gleichmäßig über die gesamte Fläche, was Spannungsspitzen reduziert.
Die Qualität einer Verklebung hängt von mehreren Faktoren ab: der Oberflächenvorbehandlung (z. B. Reinigung, Aufrauen), der Wahl des Klebstoffs (Epoxidharz, Polyurethan, Cyanacrylat) und den Umgebungsbedingungen während des Aushärtens (Temperatur, Luftfeuchtigkeit). Moderne Klebstoffe erreichen Zugfestigkeiten von bis zu 50 MPa (Megapascal) und sind damit für strukturelle Anwendungen geeignet. Die DIN EN 923 und DIN EN 1465 normieren Prüfverfahren für Klebverbindungen.
Historisch wurde Verklebung bereits im alten Ägypten (z. B. für Möbel) und im Flugzeugbau des 20. Jahrhunderts (Holz-Metall-Verbunde) genutzt. Heute dominieren synthetische Klebstoffe, die durch Polymerisation oder Vernetzung aushärten. Biologisch abbaubare Klebstoffe (z. B. auf Stärkebasis) gewinnen in der Verpackungsindustrie an Bedeutung.
Technische Grundlagen
Klebstoffe lassen sich nach ihrem Aushärtemechanismus klassifizieren: Physikalisch abbindende Klebstoffe (z. B. Schmelzkleber) erhärten durch Abkühlung oder Lösemittelverdunstung. Chemisch härtende Systeme (z. B. 2-Komponenten-Epoxidharze) reagieren durch Polymerisation. Die Adhäsion (Haftung an der Oberfläche) und Kohäsion (innere Festigkeit des Klebstoffs) bestimmen die Verbundfestigkeit.
Für metallische Werkstoffe sind Oberflächenbehandlungen wie Sandstrahlen oder Plasmaaktivierung essenziell, um Oxidschichten zu entfernen. Kunststoffe erfordern oft Primer oder Corona-Behandlung, um die Oberflächenenergie zu erhöhen. Die Scherfestigkeit einer Verklebung wird nach DIN 53283 geprüft, während die Alterungsbeständigkeit durch Klimatests (z. B. Salzsprühnebel nach ISO 9227) ermittelt wird.
Anwendungsbereiche
- Luft- und Raumfahrt: Verklebung von CFK-Bauteilen (z. B. Flugzeugrümpfe) reduziert Gewicht und vermeidet Korrosion durch Kontakt mit Aluminium.
- Automobilindustrie: Strukturklebstoffe verbinden Karosserieteile (z. B. Dachmodule) und ersetzen Punktschweißungen für Crashsicherheit.
- Bauwesen: Fassadenplatten, Dämmstoffe und Bodenbeläge werden mit elastischen Klebstoffen (z. B. MS-Polymere) befestigt.
- Elektronik: Leitfähige Klebstoffe (z. B. Silber-Epoxid) kontaktieren Bauteile in Displays oder Solarmodulen.
- Medizintechnik: Biokompatible Klebstoffe (z. B. Fibrin) verschließen Wunden oder fixieren Implantate.
Bekannte Beispiele
- Airbus A350: Über 50 % der Rumpfstruktur besteht aus verklebten CFK-Teilen, was 20 % Gewichtseinsparung ermöglicht.
- Post-it®-Notizen: Druckempfindlicher Klebstoff (von 3M entwickelt) erlaubt wiederholtes Ankleben ohne Rückstände.
- Brückenbau: Die Stork-Brücke (Niederlande) nutzt verklebte Stahl-Verbundträger für höhere Belastbarkeit.
- Smartphones: OLED-Displays werden mit UV-härtendem Klebstoff auf das Gehäuse geklebt (z. B. bei Apple iPhone).
Risiken und Herausforderungen
- Alterung: UV-Strahlung, Feuchtigkeit oder Temperaturwechsel können Klebverbindungen verspröden (z. B. bei Außenanwendungen).
- Oberflächenkontamination: Fett, Staub oder Trennmittel reduzieren die Adhäsion und führen zu vorzeitigem Versagen.
- Reparaturaufwand: Verklebte Bauteile sind oft nicht lösbar – Demontage erfordert zerstörende Methoden (z. B. Erwärmung).
- Gesundheitsrisiken: Lösemittelhaltige Klebstoffe (z. B. Dichlormethan) erfordern Schutzmaßnahmen nach TRGS 610.
- Kosten: Hochleistungs-Klebstoffe (z. B. für Aerospace) sind teurer als mechanische Verbindungen, rechtfertigen sich aber durch Leistungsvorteile.
Ähnliche Begriffe
- Kleben: Umgangssprachlicher Begriff für Verklebung, oft ohne technische Spezifikation.
- Laminieren: Verbinden flächiger Materialien (z. B. Folien) mit Klebstoff unter Druck und Temperatur.
- Kaltverschweißung: Stoffschlüssiges Fügen von Metallen durch Druck ohne Klebstoff (z. B. bei Aluminium).
- Dichtmittel: Elastische Massen (z. B. Silikon), die Fugen abdichten, aber keine strukturelle Festigkeit bieten.
Zusammenfassung
Verklebung ist ein vielseitiges Fügeverfahren, das durch Fortschritte in der Klebstoffchemie zunehmend mechanische Verbindungen ersetzt. Ihre Stärken liegen in der gleichmäßigen Kraftverteilung, dem Korrosionsschutz und der Möglichkeit, unterschiedliche Materialien (Metall, Kunststoff, Glas) zu verbinden. Herausforderungen wie Alterung oder Reparaturbedarf erfordern jedoch sorgfältige Planung und Materialauswahl. Normen wie DIN 2304-1 regeln die Qualitätssicherung in der industriellen Verklebung.
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