English: reveal (in masonry) / Español: jambas (en albañilería) / Português: ombreira (em alvenaria) / Français: feuillure (en maçonnerie) / Italiano: battuta (in muratura)
Der Begriff Laibung bezeichnet in der Bau- und Architektursprache die seitlichen, inneren Begrenzungsflächen von Öffnungen wie Türen, Fenstern oder Toren. Sie spielt eine zentrale Rolle bei der Gestaltung, Stabilität und Funktionalität von Gebäuden, da sie nicht nur ästhetische, sondern auch statische und bauphysikalische Aufgaben erfüllt.
Allgemeine Beschreibung
Die Laibung ist der vertikale oder – bei Stürzen – horizontale Abschnitt einer Wandöffnung, der den Übergang zwischen der Wandfläche und dem Rahmen (z. B. Fenster- oder Türrahmen) bildet. Sie entsteht durch das Ausschneiden oder Ausbrechen von Mauerwerk oder Beton und wird in der Regel rechtwinklig oder schräg (als „Schräge Laibung") ausgeführt. Die Breite der Laibung wird durch die Dicke der Wand bestimmt, während ihre Tiefe von der Position des Rahmens innerhalb der Wand abhängt. In der traditionellen Bauweise wird die Laibung oft verputzt oder mit speziellen Laibungssteinen (z. B. aus Naturstein oder Ziegel) ausgekleidet, um eine glatte und stabile Oberfläche zu schaffen.
Aus statischer Sicht übernimmt die Laibung die Aufgabe, Lasten aus dem darüberliegenden Mauerwerk oder Decken abzutragen und in die angrenzenden Wandbereiche abzuleiten. Besonders bei tragenden Wänden ist eine präzise Ausführung der Laibung entscheidend, um Risse oder Setzungen zu vermeiden. Bauphysikalisch wirkt die Laibung als Übergangszone zwischen Innen- und Außenklima und muss daher oft gedämmt oder mit Dampfsperren versehen werden, um Wärmebrücken und Feuchtigkeitsschäden (z. B. Schimmelbildung) zu verhindern. In modernen Bauweisen werden Laibungen häufig mit Dämmmaterialien wie Mineralwolle oder Polyurethan ausgekleidet, um die Energieeffizienz des Gebäudes zu verbessern.
Ästhetisch trägt die Laibung zur Gestaltung von Fassaden und Innenräumen bei. Historisch wurden Laibungen oft mit Profilen, Stuck oder farblichen Akzenten verziert, um Öffnungen optisch hervorzuheben. In der zeitgenössischen Architektur werden Laibungen dagegen oft schlicht und funktional gestaltet, wobei Materialien wie Sichtbeton, Metall oder Holz zum Einsatz kommen. Die Wahl der Laibungsgestaltung hängt dabei nicht nur von stilistischen, sondern auch von praktischen Überlegungen ab, etwa der einfachen Reinigung oder der Anpassung an Brandschutzvorgaben (z. B. bei Fluchtwegen).
Technische Details
Die Ausführung einer Laibung unterliegt spezifischen baurechtlichen und normativen Vorgaben, die je nach Land und Gebäudetyp variieren. In Deutschland regeln beispielsweise die DIN 18540 (Abdichtung von Außenwandfugen) und die DIN 4108 (Wärmeschutz im Hochbau) die Anforderungen an Laibungen in Bezug auf Dämmung und Feuchtigkeitsschutz. Eine typische Laibungstiefe beträgt bei modernen Außenwänden mit Wärmedämmverbundsystem (WDVS) mindestens 10–15 cm, um eine ausreichende Überlappung mit der Dämmschicht zu gewährleisten. Bei historischen Gebäuden können Laibungen deutlich tiefer sein, insbesondere wenn sie als „Stufenlaibung" mit mehreren Absätzen ausgeführt sind.
Für die Herstellung von Laibungen kommen verschiedene Materialien zum Einsatz, darunter: Mauersteine (z. B. Kalksandstein oder Porenbeton), Betonfertigteile (bei Stahlbetonbauten), Trockenbauplatten (für Innenlaibungen) oder Naturstein (bei repräsentativen Bauten). Die Verbindung zwischen Laibung und Rahmen erfolgt meist über Mörtel, Montageschaum oder mechanische Befestigungen wie Dübel. Besonders bei Fenstern ist die korrekte Abdichtung der Laibung entscheidend, um Schlagregen und Zugluft zu vermeiden. Hier kommen oft spezielle Laibungsdichtbänder oder -folien zum Einsatz, die nach DIN 18542 (Fugen im Hochbau) zertifiziert sind.
Anwendungsbereiche
- Fensterlaibungen: Dienen der Aufnahme von Fensterrahmen und müssen sowohl wärmedämmend als auch schallschützend ausgeführt werden. In Passivhäusern werden Laibungen oft mit zusätzlichen Dämmkeilen versehen, um Wärmebrücken zu minimieren.
- Türlaibungen: Besonders bei Brandschutztüren müssen Laibungen feuerhemmend (z. B. mit Mineralwolle) ausgekleidet sein und eine dichte Verbindung zum Rahmen aufweisen, um die Brandschutzklasse (z. B. T30 oder T90) zu erfüllen.
- Torlaibungen: Bei Industriegebäuden oder Garagen werden Laibungen oft aus Stahlbeton gefertigt, um hohe Lasten (z. B. von Torantrieben) aufzunehmen. Hier ist auch die Resistance gegen mechanische Beschädigungen (z. B. durch Gabelstapler) relevant.
- Historische Bauwerke: In Denkmälern oder Altbauten werden Laibungen oft restauriert, um den ursprünglichen Charakter zu erhalten. Dabei kommen traditionelle Techniken wie Kalkputz oder Natursteinverblendung zum Einsatz.
- Innenarchitektur: Laibungen können als gestalterisches Element genutzt werden, etwa durch farbige Akzente, indirekte Beleuchtung oder die Integration von Regalen (sog. „Laibungsregale").
Bekannte Beispiele
- Gotische Kathedralen: Die Laibungen von Maßwerkfenstern (z. B. im Kölner Dom) sind oft mit filigranen Steinmetzarbeiten verziert und folgen geometrischen Mustern, die das einfallende Licht brechen.
- Bauhaus-Architektur: Bei Gebäuden wie der Bauhaus-Universität Weimar (ehem. Kunstgewerbeschule) wurden Laibungen schlicht und funktional in Weiß oder Grau gehalten, um die klare Linienführung zu betonen.
- Moderne Glasarchitektur: Im Reichstagsgebäude Berlin (Umbau durch Norman Foster) sind die Laibungen der Dachkuppel aus Stahl und Glas gefertigt, um eine nahtlose Verbindung zwischen Innen- und Außenraum zu schaffen.
- Le Corbusiers „Fünf Punkte": Der Architekt nutzte freistehende Laibungen (z. B. in der Villa Savoye), um die „freie Fassade" zu ermöglichen und die statische Funktion von der gestalterischen zu trennen.
Risiken und Herausforderungen
- Wärmebrücken: Unzureichend gedämmte Laibungen können zu lokalen Kältezonen führen, die die Heizkosten erhöhen und Schimmelwachstum begünstigen. Besonders kritisch sind Metallrahmen, die als „Kältebrücken" wirken.
- Feuchtigkeitsschäden: Undichte Laibungen (z. B. durch Risse im Putz oder fehlerhafte Abdichtung) ermöglichen das Eindringen von Regenwasser, was zu Frostschäden oder Korrosion der Armierung führen kann.
- Statische Probleme: Bei nachträglichen Öffnungsvergrößerungen (z. B. für neue Fenster) kann die Tragfähigkeit der Laibung beeinträchtigt werden, wenn keine ausreichenden Sturzkonstruktionen (z. B. Stahlträger) eingebaut werden.
- Schallübertragung: Schlecht ausgeführte Laibungen können Schall zwischen Räumen oder von außen übertragen. Hier sind massive Materialien (z. B. Kalksandstein) und dichte Anschlüsse erforderlich.
- Brandschutzmängel: Bei Brandschutztüren oder -wänden müssen Laibungen aus nichtbrennbaren Materialien (z. B. Gipsplatten Typ F) bestehen, um die Feuerwiderstandsdauer zu gewährleisten.
Ähnliche Begriffe
- Sturz: Der horizontale Abschluss über einer Öffnung (z. B. Fenster oder Tür), der die Lasten in die seitlichen Laibungen ableitet. Stürze werden oft aus Stahlbeton, Stahl oder Naturstein gefertigt.
- Brüstung: Die vertikale Wandfläche unter einem Fenster oder einer Öffnung, die als Schutz vor Stürzen dient. Im Gegensatz zur Laibung ist die Brüstung Teil der Fassadenfläche.
- Anschlag: Die Kante oder Fläche, an der ein Tür- oder Fensterflügel in geschlossenem Zustand anliegt. Der Anschlag kann Teil der Laibung oder des Rahmens sein.
- Fuge: Der Spalt zwischen Laibung und Rahmen, der mit Dichtmaterial (z. B. Silikon oder Montageschaum) verschlossen wird, um Luftundichtigkeiten zu vermeiden.
- Gewände: Ein historischer Begriff für die seitlichen und oberen Begrenzungen einer Öffnung, der oft synonym zu Laibung verwendet wird, jedoch auch die äußere Gestaltung (z. B. bei Portalen) einschließen kann.
Zusammenfassung
Die Laibung ist ein zentrales Bauteil in der Architektur, das sowohl statische als auch gestalterische und bauphysikalische Funktionen erfüllt. Sie bildet den Übergang zwischen Wand und Öffnung und muss sorgfältig geplant werden, um Lasten abzutragen, Wärmeschutz zu gewährleisten und ästhetische Ansprüchen zu genügen. Moderne Bauweisen erfordern dabei besonders die Beachtung von Dämmstandards und Abdichtungstechniken, während historische Laibungen oft restauratorische Herausforderungen stellen. Von der gotischen Kathedrale bis zum Passivhaus zeigt sich die Laibung als vielseitiges Element, das Technik und Design verbindet.
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