Englisch: Vapor permeability / Español: Permeabilidad al vapor / Português: Permeabilidade ao vapor / Français: Perméabilité à la vapeur / Italiano: Permeabilità al vapore

Im Architektur Kontext bezeichnet der Begriff Dampfdurchlässigkeit die Fähigkeit eines Baustoffs oder Bauteils, Wasserdampf durchzulassen, ohne dass es zu Kondensatbildung oder Feuchteschäden kommt. Sie ist ein zentraler Bestandteil der Bauphysik, insbesondere bei der Planung von Wand- und Dachaufbauten, und spielt eine entscheidende Rolle für Bauschadensfreiheit, Raumklima, Energieeffizienz und Dauerhaftigkeit eines Gebäudes.

Dampfdurchlässige Materialien ermöglichen eine kontrollierte Austrocknung von Bauteilen und tragen zur Feuchteregulierung bei – sowohl in Neubauten als auch in der Altbausanierung.

Definition

Dampfdurchlässigkeit beschreibt die Diffusionsfähigkeit von Wasserdampf durch feste Materialien. Sie wird meist über den sogenannten µ-Wert (Diffusionswiderstandszahl) oder SD-Wert (äquivalente Luftschichtdicke) angegeben. Dabei gilt:

Niedriger µ-Wert → hohe Dampfdurchlässigkeit (z. B. Holzfaserplatten, Lehmputz)
Hoher µ-Wert → geringe Dampfdurchlässigkeit (z. B. PE-Folien, Glas, Blech)

Der SD-Wert ergibt sich aus dem µ-Wert multipliziert mit der Dicke des Baustoffs in Metern und ist entscheidend für die Beurteilung der Diffusionsoffenheit eines Bauteils im Gesamtkontext.

Empfehlungen

Von innen dicht, nach außen offen planen: Innenseitig dampfbremsend, außenseitig diffusionsoffen – so kann Feuchtigkeit kontrolliert austrocknen.
Kondensatrisiko vermeiden: Bauteile so gestalten, dass keine Feuchte im Inneren eingeschlossen wird.
Materialkombinationen aufeinander abstimmen: Auch die Reihenfolge und die Schichtenstärken beeinflussen die Diffusionsfähigkeit.
Wärmebrücken vermeiden: Diese begünstigen Tauwasserbildung trotz guter Materialwahl.
Feuchtevariable Dampfsperren einsetzen: Diese passen ihre Diffusionsfähigkeit je nach Luftfeuchtigkeit an – besonders bei Holzbauten sinnvoll.
Bauteile berechnen: Der Tauwassernachweis nach Glaser oder hygrothermische Simulationen sind Standardverfahren zur Risikobewertung.
Altbauten nicht "versiegeln": Historische Wände (z. B. Fachwerk, Bruchstein) müssen atmen können – kein Einsatz von dampfdichten Materialien.

Wichtige Aspekte

Klimazone und Nutzung: In feuchten Räumen (Bad, Küche) und kalten Klimazonen gelten höhere Anforderungen an Dampfdiffusion.
Baumaterialien gezielt wählen: Ziegel, Lehm, Holz, Kalkputz sind diffusionsoffen – Gipskarton, Kunststoff, Beton nur eingeschränkt.
Feuchte- und Schimmelschutz: Dampfdurchlässigkeit unterstützt die natürliche Austrocknung von Konstruktionen und verhindert mikrobiellen Befall.
Ökologisches Bauen: Natürliche Baustoffe mit hoher Dampfdurchlässigkeit fördern ein gesundes Raumklima und nachhaltiges Bauen.
Detaillösungen wichtig: Anschlüsse, Durchdringungen und Fensterlaibungen sind kritische Stellen – auch dort muss Dampfdurchlässigkeit gewährleistet sein.
Innendämmung richtig planen: Dampfdiffusionsverhalten ist bei innenliegenden Dämmsystemen besonders kritisch zu bewerten.

Risiken und Herausforderungen

Kondensatbildung: Wenn der Wasserdampf nicht entweichen kann, schlägt er sich als Wasser im Bauteil nieder – das kann zu Schimmel und Bauschäden führen.
Schichtumkehr: Dampfdichte Schichten außen und durchlässige innen verhindern die Trocknung – Feuchtigkeit bleibt im System.
Falsche Materialwahl: Diffusionssperren an falscher Stelle oder unsachgemäße Kombinationen führen zu Feuchtestau.
Unzureichende Berechnung: Ohne Tauwassernachweis bleibt die Planung unsicher – insbesondere bei hochwärmegedämmten Konstruktionen.
Verklebungsfehler: Fugen, Klebestellen und Anschlüsse müssen luft- und dampfdicht verarbeitet werden – sonst funktioniert das System nicht.
Wirtschaftliche Abwägung: Hoch diffusionsoffene Systeme sind teurer – aber lohnen sich langfristig durch Schadensfreiheit.
Sanierungsprobleme: Alte, diffusionsoffene Gebäude werden durch dichte Sanierungsmaterialien unbewusst geschädigt.

Ähnliche Begriffe

Dampfdiffusion: Physikalischer Prozess der Feuchtigkeitsbewegung durch Material – Grundlage der Dampfdurchlässigkeit.
Dampfsperre: Bauteilschicht mit sehr hohem Diffusionswiderstand – verhindert Durchtritt von Wasserdampf (z. B. in Flachdächern).
Dampfbremse: Reguliert den Feuchtedurchgang, ohne ihn ganz zu blockieren – meist in Form von Folien oder Membranen.
Feuchtevariable Membran: Moderne Dampfbremse, die je nach Klima mehr oder weniger Feuchte durchlässt.
Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl (µ-Wert): Maßzahl für die Dampfdurchlässigkeit eines Baustoffs.
Tauwasser: Flüssiges Wasser, das entsteht, wenn warme, feuchte Luft auf kalte Bauteile trifft – relevant für Dampfdurchlässigkeit.

Zusammenfassung

Dampfdurchlässigkeit im Architektur Kontext ist ein zentrales bauphysikalisches Prinzip, das die Fähigkeit von Baustoffen beschreibt, Wasserdampf kontrolliert durch Bauteile zu transportieren. Richtig geplant, unterstützt sie trockene, schimmelresistente und energieeffiziente Gebäude. Fehler bei der Materialwahl oder beim Schichtaufbau können schwerwiegende Bauschäden verursachen. Daher ist eine präzise, materialgerechte und rechnerisch abgesicherte Umsetzung essenziell für nachhaltiges und gesundes Bauen.

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